Eine strukturreiche und landschaftlich vielfältige Kulturlandschaft im Erzgebirge liefert eine wichtige Grundlage für viele erzgebirgische Wirtschaftszweige. Ohne Probleme könnten wir uns aufgrund weltweiter Warenströme und Überproduktion in den industrialisierten Ländern mit Konsumgütern versorgen, auch ohne die Erschwernisse landwirtschaftlicher Produktion am Erzgebirgskamm auf uns nehmen zu müssen. Eine gewünschte wirtschaftliche Entwicklung der Streusiedlungen am Erzgebirgskamm muss zwingend aber den Erhalt der siedlungstypischen Landschaftsstruktur berücksichtigen, und diese ist von der Landschaftsnutzung abhängig. Deshalb sollten regionalwirtschaftliche Initiativen ihr Potential vor allem aus letzterem ableiten. Der aktuell gültige Regionalplan sieht die Ortslage Rübenau als großflächig unzerschnittener störungsarmer Raum größtenteils als Vorranggebiet und Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft (Arten- und Biotopschutz, Landschaftsbild/ Landschaftserleben) sowie Wasserbereitstellung.
In der vom Förderverein Natura Miriquidica e.V. auch 2021 wieder veranstalteten Ehrenamtswoche („Bergwiesenbegegnungen“, Juli) konnten durch Pflege der vom Verein betreuten Bergwiesen Impulse für die regionale Wertschöpfung gegeben werden, um einen wichtigen Beitrag für die regionalwirtschaftliche Entwicklung unter Berücksichtigung der Schutzbedürftigkeit der Projektregion zu leisten. Mehr als 40 Personen waren eine Woche lang auf den erzgebirgischen Bergwiesen in der Pflege tätig und genossen hochwertige Bio-Verpflegung und eine charmante Unterkunft am Haus der Kammbegegnungen sowie ein attraktives Kulturprogramm.
Eine reich gegliederte, gepflegte und vielfältige Kulturlandschaft in den Berglagen, wie sie Rübenau aufweist, wird gern als Visitenkarte für das Tourismusland Erzgebirge verwendet. Zu den Grundsätzen der touristischen Entwicklung dieses Gebietes zählt auch die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung der Bedürfnisse von Mensch, Heimat und Natur. Dazu strebt der Tourismusverband auch eine engere Zusammenarbeit mit Vertretern aus dem Naturschutz an. Die „Bergwiesenbegegnungen“ in Rübenau zeigen seit Jahren pilothaft, wie dies gelingen kann. Mit Hilfe touristischer Ansätze werden Informationen zu sensiblen Ökosystemen weitergegeben und der Erhalt regionaltypischer Landschafts- und Ortsbilder unterstützt.
Das höchste Interessentenpotenzial innerhalb des Erzgebirge-Portfolios sieht der Tourismusverband einer bundesweiten Marktforschungsanalyse aus dem Jahr 2013 zufolge in den Urlaubsaktivitäten rund um die Reisemotivation „Sich in der Natur aufzuhalten“ noch vor allen anderen, gemeinhin als bedeutsam angenommenen Aktivitäten wie „Kulinarische / gastronomische Spezialitäten genießen“, „Wellnessangebote nutzen“, „Kulturelle Einrichtungen besuchen / Kulturangebote nutzen“ und „Bergbau erleben“. Laut der Studie wird der Mittelgebirgsregion durch die repräsentierte deutsche Bevölkerung die größte Eignung für die Urlaubsarten „Naturlaub“ und „Wandern“ zugesprochen. Projekte wie die Bergwiesenbegegnungen helfen, diese Ressourcen noch besser in Wert zu setzen.
Eine Landschaft mit intakter Naturausstattung liefert eine Grundvoraussetzung für die Lebensqualität der Bürger heute und in früheren Tagen. Auch wenn die moderne menschliche Existenz scheinbar unabhängig von natürlichen Rahmenbedingungen gestaltbar scheint, nimmt doch die Umweltqualität bewusst oder unbewusst Einfluss auf das Wohlbefinden des Erzgebirgers. Unsere Vorfahren empfanden diese Bindung an die heimatliche Natur noch stärker als wir heute. So handeln beispielswiese die Lieder unseres Volksliedsängers Anton Günther, oft von der Natur und dem Bezug des Menschen zu ihr. Tätigkeiten in der Natur wie Ziegen hüten, Holz im Wald werben, Pilze und Beeren sammeln schufen einst die Heimatverbundenheit der Bürger. Heute fördert Natururlaub mit Bergwiesenpflege im Erzgebirge positive Urlaubserlebnisse und die Verbundenheit unserer Gäste mit der erzgebirgischen Natur.