Monitoring der Nistkastenstrecke entlang des Langen Graben in Meißen
Unternehmen
DVL – Landesverband Sachsen e.V. Regionalbüro Meißen
Ansprechpartner
Nadja Stoschek
Telefon
2. Nistkastenmonitoring ab Februar 2026!
Aktuell: Auswertung 1. Monitoring (qualitativ) vom Februar 2025
45 Nisthilfen wurden nummeriert, registriert, mit Prädatorenschutz ausgestattet und die Standorte in einer Karte visuell zum schnellen Wiederfinden dargestellt.
Gemeinsam mit der DRK Werkstatt Meißen, dem DVL Sachsen Regionalbüro Meißen unter Mitwirkung der Stadt Meißen, der UNB LK Meißen und mit der freundlichen finanziellen Unterstützung durch die UKA (umweltgerechte Kraftanlagen Meißen) wollen wir unter meiner Federführung (N. Stoschek) Bruterfolge heimischer Vogelarten aktiv unterstützen und dauerhaft beobachten/dokumentieren. So erhalten wir einen langfristigen Überblick über die Wirksamkeit des Prädatorenschutzes, können Nutzungsvarianten qualitativ und quantitativ erfassen und natürlich das Artenvorkommen und die Nestnutzungen aufnehmen.
Seid ihr nun auch neugierig, welche Arten sich in den Kästen beim 1. Monitoring eingefunden haben? Dann lest hier die Auswertung und ganz unten findet ihr die Diagramme und Bilder dazu:
Es sollten nicht alle Nisthöhlen zur Jungenaufzucht besetzt sein, da ein großer Teil als Übernachtungsquartier oder Nahrungsdepot genutzt wird. Erst wenn in mehreren aufeinander folgenden Jahren in etwa 60 bis 70% Nester gefunden werden, ist eine optimale Sättigung mit Nisthöhlen erreicht.
Erläuterung zu den Diagrammen: Die Nisthöhlenkästen von Blau- und Kohlmeise, Star, Rotkehlchen und Kleiber wurden in der Nutzung in "gesamt", "Vogel" und "Nest" unterteilt. In der gesamten Nutzung wurden Insekten, Nachweise zum Aufenthalt von Vögeln (Kot, Federn usw., aber kein Nest) und Vogelnester gezählt. Unter der Nutzung "Vogel" sind Nachweise zum Aufenthalt von Vögeln und Vogelnester einbezogen worden und unter der Nutzung "Nest" wurden ausschließlich Nester gewertet.
Auswertung: Im ersten Monitoring der 45 Nistkästen am Langen Graben und DRK-Gebäude im Gewerbegebiet Ost in Meißen konnten bereits knapp die Hälfte aller Kästen (~ 47%) mit Nest aufgefunden werden. Es wurden hierbei nicht alle Nester bis zur erfolgreichen Brut geführt (Nestbau angefangen, aber nicht vollendet oder Nest ohne Brutmulde bzw. Anzeichen von Brut z.B.). Diese Nester fließen aber in die Wertung mit ein. Eine optimale Sättigung an Nisthöhlen ist noch nicht erreicht worden, aber die Kästen hängen erst ein Jahr und müssen auch von der Tierwelt akzeptiert und als neues Landschaftselement angenommen werden. Auch handelt es sich hier um ein qualitatives Ergebnis. Quantitative Aussagen können erst mit den Jahren geliefert werden. Eine relativ hohe Dichte an genutzten Nisthöhlen ist allerdings bereits im ersten Jahr zu verzeichnen, was die Wohnungsnot der Vögel unterstreicht. Neben der Nutzung als Bruthöhle sind die Kästen auch oft als Aufenthaltsort von verschiedenen Vögeln benutzt worden - hier haben sie eine sichere Übernachtungs- und Auruhmöglichkeit. Nachweislich wurden 64,4% der Nistkästen von Vögeln beflogen und als Nesthöhle und/oder Quartier genutzt. Insekten suchen ebenso Nistkästen als Quartier auf, obwohl die Feldwespen vermutlich zu Vogelfutter wurden - dies würde die nicht fertiggebauten Waben erklären. Inklusive der Insekten sind die Nistkästen nachweislich zu 75,6 % tierisch genutzt worden. Einige Kästen blieben aber hingegen völlig leer. Nicht alle Nisthöhlen konnten mit dem Einflugloch in die optimale Himmelsrichtung angebracht werden und sind etwas zu nördlich, dies könnte ein Grund sein. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob diese Nistkästen noch genutzt werden oder eventuell umgehängt werden müssen. Die Anlage der Nistkastenstrecke hat sich bereits im ersten Jahr rentiert und weist ein reges Nutzungsverhältnis durch Vögel und andere Tiere auf. Wo Altbäume mit Höhlen und Nischen fehlen, macht es also absolut Sinn Nisthilfen mit Prädatorenschutz aufzuhängen und den Tieren und ihrer Bestandssicherung zu helfen, denn schließlich ist der Mensch mit seinem "Ordnungssinn" Schuld an dem Fehlen von alten höhlenreichen Bäumen.
Vogelarten: Am häufigsten konnte Kohlmeise anhand der Federn und auch einem toten Jungvogel identifiziert werden. Blaumeisen konnte ebenso gut anhand der zurückgebliebenen Federn nachgewiesen werden. Die 3er Spatzenpensionen wurden fast ausschließlich von Meisen genutzt, wie auch die vorgesehenen Kästen für Kohl- und Blaumeise. In einer Spatzenpension konnte eine Brut des Hausrotschwanzes (Schwalbenart) nachgewiesen werden. Dies wurde an dem verbauten Nestmaterial, der Art und Weise des Nestbaus als auch an den drei rein-weißen Eiern erkannt. Entweder waren die drei verbliebenen Eier unbefruchtet oder den Elterntieren ist etwas geschehen, sodass sie nicht ausgebrütet werden konnten. Die Starenkäste wurden außer einem Kasten alle vom Star als Nisthöhle genutzt. Die typischen grünlich schimmernden Federn und die Nestbauweise lassen darauf schließen. Damit konnten insgesamt 4 verschiedene Vogelarten gesichert nachgewiesen werden.
Vogelarten | Anteil % | Ø Flugloch | Anzahl [Stück] | Auslastung der Kästen in % |
Rotkehlchen | 11% | Halbhöhle | 5 | 0% |
Baumläufer/Kleiber | 2% | Kleiber | 1 | 0% |
Blaumeise | 20% | 26 mm | 9 | 44% |
Spatz | 29% | 35 mm | 13 | 77% |
Star | 18% | 50 mm | 8 | 88% |
Kohlmeise | 20% | 32 mm | 9 | 89% |
Die Kohlmeisen mit 15 Kastennachweisen profitierten am meisten von den Nisthilfen, sie konnten sowohl die Spatzenpensionen als auch die Kohlmeisenkästen nutzen. Die Spatzenpensionen wurden dabei sogar marginal öfter flankiert. In der Anzahl der angebrachten Kästen dominierten die Spatzenpensionen (diese auch jeweils mit drei Nestkammern), sodass diese schon aufgrund ihrer höheren Anzahl das größte Nutzungspotential haben. Drei verschiedene Arten konnten hier nachgewiesen werden. In diesem ersten qualitativen Monitoring die häufigste Anzahl verschiedener Arten pro Nistkastentyp. Die Nutzung der Starenkästen ist mit einer Auslastung von 88% äußerst hoch, sodass zukünftig mehr Kästen für den Star aufgehangen werden können. Von den Blaumeisen wurden knapp die Hälfte der angebrachten Nistkästen angenommen. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob die Anzahl steigt oder andere Tendenzen aufweist. Ein Hausrotschwanznest mit Eiern konnte in einer Spatzenpension gefunden werden. Dass diese Schwalbenart ein Höhlenbrüternest aufsucht ist ungewöhnlich, aber nicht unmöglich. Bei Rotkehlchen und Kleiber/Baumläufer konnten keine Spuren von Vögeln ausgemacht werden. Mal schauen, ob sich dies in den kommenden Jahren ändert.
Hatbarkeit Kästen: Die solide Bauweise mit dem Prädatorenschutz sorgte dafür, dass alle Nistkästen in einem sehr guten Zustand waren, kein Nest wurde geplündert, aufgebrochen oder heruntergerissen. Es musste nur ein Blaumeisenkasten umgehangen werden, da es an einer toten Pappel angebracht war und sich durch die ablösende Rinde ebenfalls löste.
Ich sehe oft, dass viele motiverte Naturschützer in Workshops oder ähnlichen Nistkästen bauen und auch anbieten, sicher mit guten Absichten, aber wenn diese aus dünnem Holz, mit leicht zu öffnenden Haken, wackelig und ohne Prädatorenschutz gebaut werden, finde ich es einfach verantwortungslos. So werden aus Nisthilfen Todesfallen! Daher meine Bitte: Baut nur Kästen, die auch wirklich sicher sind und nicht irgendwas, nur, um es mal gebaut zu haben. Die Kästen sollten auch gewartet und gesäubert werden. Sie sollten nicht komplett sich selbst überlassen werden.
Wer kann mitmachen?
Jeder ist willkommen, ob groß, ob klein.Nicht vergessen:
Das 2. Nistkastenmonitoring findet im Februar 2026 statt - konkreter Termin wird noch bekanntgegeben. Treff ist wieder an der Ziegelstraße 5, 01662 MeißenIch bitte bei Interesse um eine kurze Anmeldung per Mail, vielen Dank.